Wie lässt sich das Kurzzeitgedächtnis trainieren?
Unser Kurzzeitgedächtnis brauchen wir täglich sehr oft, doch leider lässt es mit den Jahren etwas nach. Wie sehr diese Schwäche fortschreitet, hängt vom Training dieses speziellen Gedächtnisses ab, das sich Dinge nur für Minuten, Stunden oder bestenfalls ein paar Tage merkt (“am Montagmorgen neuen Kaffee für’s Büro besorgen”). Es gibt einige sinnvolle Möglichkeiten, dieses Gedächtnis fit zu halten.
Wie funktioniert das Kurzzeitgedächtnis?
Die Frage halten auch Gedächtnisforscher sehr spannend, zumal gerade dieses Gedächtnis mit einigen Phänomenen aufwartet. Wer etwa mit einem sechsjährigen Kind Memory spielt, muss sich oft damit abfinden, dass die oder der Kleine seine Eltern und Großeltern locker übertrumpft. Wie kann das sein? Nun, das kleine Kind nimmt das komplette Spiel als einziges großes Bild wahr, von dem es sich die Details anhand von Farben und Formen merkt. Wir Erwachsenen hingegen ordnen die Bilder – Früchte, Autos oder Tiere – verbal unserem Langzeitgedächtnis zu, möglicherweise verknüpft mit den Koordinaten: In Reihe drei von rechts ist die zweite Karte von oben eine rote Erdbeere. Das lässt sich im Eifer des schnellen Spiels offenbar viel schwerer merken als ein reines Bilddetail, welches das kindliche Gehirn speichert. Doch das Gedächtnis ist darauf konditioniert, im Laufe des Lebens immer mehr Assoziationen herzustellen und damit das neuronale Netz enger und dichter zu knüpfen. Etwas merken bedeutet nicht, Gedächtnisinhalte aufeinderzustapeln. Es bedeutet das Eingliedern in ein logisches System. Dieses System schaffen wir im Laufe unseres Lebens, die Pädagogik und Didaktik sollten den Prozess unterstützen. Doch beim Memory, einem Spiel, zu dem wir als Erwachsene auch nur mäßig motiviert sind, spielt uns diese an sich gesunde Fähigkeit unseres Gehirns einen Streich. Simples Farben- und Formenmerken ist hier effizienter.
Wie lässt sich das Kurzzeitgedächtnis konditionieren?
Das Gehirn ist von Natur aus eigentlich faul. Es behält nur nützliche Funktionen, die demnach regelmäßig trainiert werden müssen. Daher raten Neuropsychologen dazu, im Laufe des Lebens die Konzentration und Aufmerksamkeit gezielt zu stärken. Dazu sind bestimmte Aufgaben nützlich. Eine davon könnte lauten:
Merken Sie sich die geschriebene Zahlenreihe 1 – 5 – 8 – 7 – 9.
Das ist kein schlechtes Training, doch mehr wird das Gehirn gefordert, wenn die Aufgabe lautet:
Merken Sie sich die gesprochene Zahlenreihe 1 – 5 – 8 – 7 – 9 und nennen sie anschließend die Differenz zwischen der dritten und vierten Zahl.
Bei der zweiten Aufgabe muss sich das Gehirn zusätzlich zu den Zahlen und ihrer Anordnung auf das Hören und auf eine Differenz konzentrieren. Das ist deutlich anspruchsvoller. Noch höher fällt der Trainingseffekt aus, wenn die Aufgaben auf einer sehr deutlichen Motivation basieren. Diese ergibt sich oft im Alltag. Ein Ehepaar von Ende 60 einigt sich darauf, dass er einkaufen geht, während sie das Mittagessen zubereitet. Wie gewohnt schreiben sich die Eheleute einen Einkaufszettel. Als der Mann in der Tür steht, ruft ihm seine geliebte Gattin hinterher: “Und bringst du noch den Gelierzucker mit, den ich schon letzte Woche brauchte? Und noch einmal Schlagsahne?” Das muss sich der Mann jetzt merken, es wird sein Kurzzeitgedächtnis fordern. Ein Kreuzworträtsel erzeugt längst nicht diesen Effekt.
Gedächtnistrainings im Alltag
Im Alltag brauchen wir unser Gedächtnis, wir sollten es fit halten. Wer Wege in der Stadt zu erledigen hat, könnte sich diese vorab daheim vor seinem geistigen Auge vorstellen. Das ist anspruchsvoll und gleichzeitig sehr nützlich, die Motivation ist also hoch. Das Gehirn stellt dabei neue Assoziationen her, und zwar in jedem Alter – etwa dann, wenn ältere Menschen umziehen. Die Trainingsdauer muss nicht lang sein. Viel wichtiger sind sinnvolle Assoziationen und ein motivationaler Hintergrund. Wechselnde Aufgaben, die mit hoher Motivation verbunden sind, regen immer neue Areale im Gehirn an. Daher glänzen oft Musiker mit einem guten Gedächtnis in jeder Hinsicht, denn das Üben am Instrument beansprucht das Gehirn sehr umfangreich – vor allem dann, wenn immer wieder neue Stücke ins Repertoire aufgenommen werden. Viele Musiker bleiben sehr lange gesund und geistig absolut fit. Solche motivierenden Hobbys sind daher allen Menschen zu raten. In Teilen beugt das sogar der Altersdemenz vor.